Eine kurze Geschichte unserer Pfarrkirche Sta. Josef in Cham-West

Das alte Cham war bis in die Anfänge des 19. Jahrhunderts von einer Mauer umschlossen, nur durch vier Tore konnte man in die Stadt gelangen. Richtung Westen befand sich früher in der Nähe des jetzigen Bahnhofs nur der Friedhof. Die Urkunden berichten zudem von vereinzeltem Grundbesitz und Kelleranlagen zwischen dem Regen und den anliegenden Hügeln.

Mit dem Bahnbau kündigte sich eine neue Entwicklung an. Westlich des ehemaligen Sandtores beim Steinmarkt wurden im Laufe der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts neue Straßen angelegt. Die Folge war eine Bebauung, die bis heute das Gesicht der Ludwigstraße prägt. Daneben entstanden weiter westlich verschiedene mittelständische Betriebe, die die heimische Wirtschaft belebten, zaghaft wurde auch von privater Seite zu bauen begonnen. So entstanden am Kalvarienberg für die Bahnbediensteten Wohnungen, sowie im heutigen Stadtteil Cham West einzelne Häuser.

Am 15.05.1911 beschloss der Magistrat der Stadt Cham das Erstellen eines Baulinienplanes.

Am 06.06.1911 legte das Architekturunternehmen Peter Andreas Hauser diesen Plan dem

Magistrat vor. Darin war, unweit des heutigen Standortes, auf dem höchsten Punkt des Taubenbühls, der Bau einer Kirche vorgesehen. Die Ausführung des Planes scheiterte durch den Ausbruch des ersten Weltkrieges 1914 und der folgenden Notjahre. Die spätere nationalsozialistische Regierung war an kirchlichen Bauten gar nicht interessiert. 

Nach dem ersten Weltkrieg setzte eine rege Bautätigkeit ein, vor allem für kinderreiche Familien wurden hier Wohnungen geschaffen.

Nach dem zweiten Weltkrieg wurde zielstrebig die Wohnbautätigkeit im Chamer Westen fortgesetzt. Ein Straßenzug nach dem anderen entstand und gab damit dem neuen Stadtteil sein jetziges Aussehen.

In dieser Zeit nahm auch die Idee eines Kirchenbaues für Cham-West wieder konkrete

Formen an. Treibende Kraft war der damalige Stadtpfarrer Georg Strohmeier. Die für den Kirchenbau laut Baulinienplan vorgesehenen Grundstücke waren jedoch zwischenzeitlich verkauft und zum Teil schon bebaut. Dem Bischof von Regensburg, Michael Buchberger, der im Mai 1952 die Pfarrei St. Jakob besuchte, stellte Pfarrer Strohmeier einen Bauplatz oberhalb des heutigen Autohauses Pömmerl vor. Bischof Buchberger lehnte diesen Platz ab und entschied sich für das Grundstück der Metzgerseheleute Maria und Franz Zimmermann.

Nach Vorbesprechungen im Sommer 1952 wurde am 09.11.1952 der Kirchenbauverein Cham gegründet. Vorsitzender wurde Pfarrer Georg Strohmeier und sein Stellvertreter Franz Zimmermann. Trotz Gegenstimmen und eines kritischen Artikels im Bayerwald-Echo vom

22.11.1952 wurden mit Elan Spenden gesammelt. Großherzige Spender waren vor Allem Bauern aus der näheren und weiteren Umgebung. Die Pfarreien Pemfling und Grafenkirchen, so wird berichtet, haben in diesem Zusammenhang Großes geleistet.

Am 19.01.1953 erwarb der Kirchenbauverein das Grundstück von den Eheleuten

Zimmermann. Der Chamer Architekt Moritz Merz stellte die Baupläne am 5. März 1953 fertig. Am 25.04.1953 erwarb der Kirchenbauverein von den Eheleuten Danner aus Hof ein weiteres Grundstück an der Pfarrer Seidl Straße für den künftigen Pfarrhof. Im Herbst 1953 begannen die Bauarbeiten. Ausführende Firma war das Bauunternehmen Rieß Cham. Am 25.4.1954 erfolgte die Grundsteinlegung. Am 21.8.1954 wurde das Richtfest gefeiert. Das Bauwerk ist 39 Meter lang und 20 breit. Der Turm hat eine Höhe von 30 Metern. Das ist Turmkreuz ist 6 Meter hoch und wiegt 4 Zentner.

Am 27.8.1954 trafen die fünf Glocken – gegossen in Landshut – in Cham ein. Am 29.8.1954 weihte Generalvikar Baldauf die Glocken.

Die große Glocke, St. Josef geweiht, wiegt 26 Zentner; der Schlagton ist es.

Die zweite, Maria geweiht, hat 17 Zentner und den Schlagton f.

Die dritte, Herz-Jesu-Glocke, hat 10 Zentner; Schlagton as.

Die vierte, dem eucharistischen Papst Pius X. geweiht, hat 7 Zentner und den Schlagton b.

Die fünfte, die St. Konradsglocke hat 5 Zentner; Schlagton c.

In den Hochaltar eingemauert sind die Reliquien der Heiligen Aetherius, Vetustus und Innocentia. Am 24. Juli 1955 wurde die neue Kirche durch Weihbischof Josef Hiltl konsekriert. Als erster Pfarrer wurde am 11.09.1955 H.H. Karl Leibl in sein Amt eingeführt.

1957 entstanden die Bilder für den Marien- und den Josefsaltar. Am Osterdienstag 1958 begannen die Arbeiten für das Bild im Altarraum. Ausführender Künstler war der akademische Maler Gottfried Gerstl aus München. Das Bild bringt zum Ausdruck, dass es sich um eine Christuskirche handelt.

1961 entstand der Kreuzweg. Der Kunstbildhauer Richard Schiele fertigte ihn aus kanadischer Föhre. Im Sommer 1969 wurde der Innenraum der Pfarrkirche auf Grund der Erfordernisse des II. Vatikanischen Konzils neu gestaltet.

Am 4.5.1980 segnete H.H. Weihbischof Vinzenz Guggenberger, anlässlich des 25 jährigen Jubiläums, die neue Pfeifenorgel. Die Orgel wurde gebaut von der Fa Weise aus Plattling nach der Disposition des Domorganisten Eberhard Kraus.

Nach dem Pfingstfest, am 19.Juni 1995 begann der 1. Bauabschnitt zur Gesamtrenovierung der Kirche. Mit der Planung und Bauleitung war der Architekt Josef Berthold aus Cham beauftragt. Die Sanierung des Dachstuhls, die neue Dacheindeckung, die Gestaltung der Innendecke, Umbau der Sakristei und Taufkapelle, sowie die Fassadengestaltung waren zum Jahresende abgeschlossen. 

Im Herbst 1999 schlossen sich die Sanierung der Unterkirche, der Einbau einer neuen Kirchenheizung und die Umgestaltung der Bücherei in eine Werktagskapelle an. Mit einem Festakt am 3.11.2002 wurde die Innenrenovierung abgeschlossen.

Im Herbst 2004 wurde der Kirchplatz in Zusammenarbeit mit der Stadt Cham unter der Bauleitung des Architekturbüros Kerschberger neugestaltet. Am 1.9.2003 entstand die Seelsorgeeinheit Cham St. Josef – Untertraubenbach.

Quellen: Stadtarchiv, Chronik G. Rink, Festschriften d. Pfarrei

Zusammenfassung K. Schiedermeier