Kirchenfenster

Kirchenfenster in St. Josef

Fast 70 Jahre nach der Weihe (1955) bekam die Kirche St. Josef, dank einer Großspende, die ursprünglich schon geplanten Glasfenster.

Es sind 14 Kunstwerke der deutsch-afghanischen Künstlerin Mahbuba Maqsoodi, einer Muslima. Sie wurden von der Paderborner Firma Glasmalerei Peters Studios hergestellt und eingebaut. Am Christkönigssonntag (2023) hat Weihbischof Dr. Josef Graf im Rahmen eines Festgottesdienstes ihre Segnung vorgenommen. 

Thematisch folgen sie einem in der biblischen Tradition verankerten Programm: Verheißung und Erfüllung, d. h., auf der rechten Seite (R) sind einige Verheißungsträger aus dem Alten Testament und links (L) erscheinen neutestamentliche Motive, in denen sich die Göttlichkeit Jesu offenbart. Da sich hier alles um den Sohn Gottes dreht, stellen die gegenüberliegenden Fenster eine theologische Entsprechung dar, die der Besucher betrachten und entdecken kann. 

Wenn Sie weiter scrollen, finden Sie Erläuterungen zur Bedeutung der einzelnen Fenster. Sie können über das nachstehende Menü auch direkt zum gewünschten Fensterpaar springen. Weiterhin haben Sie hier die Möglichkeit, den dazu in der Kirche ausgelegten Flyer herunterzuladen.

ERSTES FENSTERPAAR

Der Freundschaftsbruch und die Urverheißung (R) 

„Gott erschuf den Menschen als sein Bild, als Bild Gottes erschuf er ihn. (…) Dann gebot Gott, der HERR, dem Menschen: Von allen Bäumen des Gartens darfst du essen, doch vom Baum der Erkenntnis von Gut und Böse darfst du nicht essen; denn am Tag, da du davon isst, wirst du sterben“ (Gen 1,27; 2,16-17). Die Versuchung – „ihr werdet wie Gott“ (Gen 3,5) – führt zum Freundschaftsbruch mit Gott, der je-doch den gefallenen Menschen nicht im Stich lässt, sondern ihm einen Retter verheißt (Gen 3,14f). So erscheinen Adam und Eva, die Ureltern aller Menschen, als die Empfänger der allerersten Verheißung. Aufgrund dieser Verheißung darf die Menschheit auf die Rettung und Erneuerung der Freundschaft mit Gott hoffen. 

Göttlich bewirktes Leben in Maria (L) 

„Im sechsten Monat wurde der Engel Gabriel von Gott in eine Stadt in Galiläa namens Nazareth zu einer Jungfrau gesandt. (…) Der Engel trat bei ihr ein und sagte: (…) Fürchte dich nicht, Maria; denn du hast bei Gott Gnade gefunden. Siehe, du wirst schwanger werden und einen Sohn wirst du gebären; dem sollst du den Namen Jesus geben. Heiliger Geist wird über dich kommen und Kraft des Höchsten wird dich überschatten. Deshalb wird auch das Kind heilig und Sohn Gottes genannt werden“ (Lk 1, 26-28.31f). Maria traut Gott zu, das absolut Neue in ihrem Leben zu bewirken. Des-halb antwortet sie: „Siehe, ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe, wie du es gesagt hast“ (Lk 1,38). Anders als Eva bleibt Maria dem göttlichen Willen gehorsam. Sie ist die neue Eva. 

ZWEITES FENSTERPAAR

Abrahams Verheißung (R) 

Mehrmals wird ihm gesagt: „Sieh doch zum Himmel hinauf und zähl die Sterne, wenn du sie zählen kannst! (…) So zahl-reich werden deine Nachkommen sein“ (Gen 15,5). Seine Frau Sara, die unfruchtbar und inzwischen alt ist, beschließt die Sache selbst in die Hand zu nehmen. Hagar, ihre Magd, soll Abraham einen Nachkommen schenken. Gott aber hält sein Wort und Sara wird noch im hohen Alter Mutter und gebärt Isaak. Der Lebens- und Glaubensweg Abrahams geht noch weiter, indem Gott ihn auf die Probe stellt und den Sohn Isaak als Opfer fordert. Nach diesem Vertrauensbe-weis bekommt Abraham eine weitere Verheißung: die Fülle des Segens (Gen 22,16f). 

Jesus – der Sohn Gottes (L) 

Der zwölfjährige Jesus bleibt unbemerkt im Jerusalemer Tempel. Als seine Eltern ihn gefunden hatten, sagte Maria zu ihm: „Kind, warum hast du uns das angetan? Siehe, dein Vater und ich haben dich mit Schmerzen gesucht. Da sagte er zu ihnen: Warum habt ihr mich gesucht? Wusstet ihr nicht, dass ich in dem sein muss, was meinem Vater gehört?“ (Lk 2,48f). Dieses erste Wort aus dem Mund Jesu korrigiert Maria und enthüllt das Geheimnis seines Wesens – nicht Josef, sondern Gott selbst ist sein Vater. 

Das Wort Jesu über seine wahre Herkunft, das Maria nicht verstanden hat, ist größer als menschlicher Verstand. Seine Landsleute glauben, ihn genau zu kennen und seinen Anspruch, vom Himmel zu kommen, verstehen sie als Anmaßung (Mk6,3). Jesus selbst lebt aus der Gemeinschaft mit Gott: „Ich und der Vater sind eins“ (Joh 10,30). Er ist der Einzige, der Gott wirklich kennt und er „hat Kunde gebracht“ (Joh 1,18). Jesus hat uns Gott als Vater offenbart 

DRITTES FENSTERPAAR

Rebekka teilt das Wasser (R) 

Wasser, das Grundelement des Lebens, ist das kostbarste Geschenk des Schöpfers – dies glaubt der Mensch der Bibel, umgeben von Wüsten und brennender Sonne. Oasen und Brunnen waren lebensnotwendig für die Nomaden (Wüsten-menschen). 

Abrahams Sohn Isaak soll heiraten, allerdings keine Fremde, sondern eine aus der Sippe Nahor (Gen 11,22ff). Der mit dieser Aufgabe betraute Diener begegnet am Brun-nen einer Frau, die mit ihm Wasser teilt. Es ist Rebekka (Gen 24,13-19). Eine Fügung führt zur Verheißungserfüllung Abrahams. Rebekka wird in keinem Stammbaum Jesu genannt und trotzdem gilt sie als Stammmutter Jesu. Mit ihrem Mann Isaak ist sie die Trägerin der Verheißung Gottes, die Abraham erhalten hat. 

Jesus offenbart sich als Lebendiges Wasser (L) 

Am Jakobsbrunnen begegnet Jesus einer namenlosen Frau aus Samarien. Er verspricht ihr ein anderes Wasser als das aus dem Brunnen: „Wer von diesem Wasser trinkt, wird wieder Durst bekommen; wer aber von dem Wasser trinkt, das ich ihm geben werde, wird niemals mehr Durst haben; vielmehr wird das Wasser, das ich ihm gebe, in ihm zu einer Quelle werden, deren Wasser ins ewige Leben fließt“ (4,13f). Jesus erklärt uns: Im Menschen gibt es einen großen Durst nach einem Leben, das über die biologische Sphäre hinausgeht. Diesen kann nur Gott wirklich stillen. 

VIERTES FENSTERPAAR

Mose mit strahlendem Antlitz (R) 

Mose gehört zu den größten Gestalten in der Geschichte Is-raels. Beim Auszug aus Ägypten spielt er die Hauptrolle (Ex 13–15). Am Berg Sinai schließt Gott den Bund mit den Is-raeliten. Mose, der stets zwischen Gott und dem Volk Israel steht, empfängt den Dekalog und übergibt ihn dem Volk (Ex 19-20). Er muss Gottes Wort vermitteln. Und der Herr re-dete mit Mose, dem größten Propheten aller Zeiten, „von Angesicht zu Angesicht, wie einer mit seinem Freund spricht“ (Ex 33,11). Mit ihm darf sich keiner messen. Wenn Mose mit dem Herrn redete, strahlte die Haut seines Gesich-tes (Ex 34,29). Mose empfängt eine Verheißung: „Einen Propheten wie dich will ich ihnen mitten unter ihren Brü-dern erstehen lassen. Ich will ihm meine Worte in den Mund legen und er wird ihnen alles sagen, was ich ihm gebiete“ (Dtn 18,18). 

Die Verklärung Jesu (L) 

Jesus steigt auf einen Berg, wie damals Mose, und er nimmt nur drei Jünger mit: Petrus, Jakobus und Johannes. „Und er wurde vor ihren Augen verwandelt; sein Gesicht leuchtete wie die Sonne und seine Kleider wurden blendend weiß wie das Licht“ (Mt 17,2). Sein leuchtendes Gesicht erinnert an Moses strahlendes Gesicht. Jesus, anders als Mose, „empfängt nicht nur Licht, er ist selbst Licht vom Licht.“ Jesus erscheint im Licht Gottes und zugleich ist es sein eigenes Licht, das Licht des Sohnes. Eine Stimme aus der Wolke erschallt: „Dieser ist mein geliebter Sohn; auf ihn sollt ihr hören“ (Mk 9,7). Hier erscheint Jesus als Überbietung des Lehrers Mose. 

FÜNFTES FENSTERPAAR

David als Hirte Israels – (R) 

Das Bild des Hirten, das die Lebensalltagerfahrungen geformt haben, zieht sich wie ein roter Faden durch die ganze Bibel. Alle bekannten Personen waren Hirten: Abraham, Isaak, Jakob, Mose, David. Die Metapher des Hirten steht in erster Linie für Gott, der sich um sein Volk wie ein Hirte sorgt: „Wie ein Hirt weidet er [Gott] seine Herde, auf sei-nem Arm sammelt er die Lämmer, an seiner Brust trägt er sie, die Mutterschafe führt er behutsam“ (Jes 40,11). In sei-nem Namen sollen dazu berufene Menschen den Dienst des Hirten ausüben. Einer von ihnen ist David (Ez 34,23). An einer anderen Stelle ergeht eine seltsame Verheißung, die über David hinausgeht: „Er wird auftreten und ihr Hirt sein in der Kraft des HERRN, in der Hoheit des Namens des HERRN, seines Gottes“ (Mich 5,3). 

Jesus – der gute Hirte – (L) 

Das Buch des Propheten Ezechiel überliefert eine Vision, die die Evangelisten als „Prophetie von Jesu Wirken aufgenommen“ haben (Ez 34-37). Sie enthält ein sehr ausgestaltetes Hirtenbild. Jesus selbst stellt seine Sendung unter dem Bild des Hirten dar und erklärt: „Ich bin der gute Hirt. Der gute Hirt gibt sein Leben hin für die Schafe“ (Joh 10,11). Und er tut es, indem er am Kreuz stirbt. So wird der gute Hirt das Opferlamm, das die Sünde der Welt hinwegnimmt. Die Lamm-Symbolik hat damit grundlegende Bedeutung für das Verständnis Jesu. Deshalb ist Christus „unser Paschalamm“ (1. Kor 5,7) 

SECHSTES FENSTERPAAR

Davids Königtum (R) 

Ursprünglich war der Titel „König“ allein Gott vorbehalten: „Der HERR ist König für immer und ewig“ (Ex 15,18). O-der: „Der HERR thront als König in Ewigkeit“ (Ps 29,10). Israel aber will einen König haben. So salbt der Prophet Sa-muel zuerst Saul als König und später den Hirten David. 

In der Geschichte Israels erscheint David neben Mose als eine Gründungsfigur und zugleich als eine Zukunftsgestalt. Er ist Empfänger und Träger messianischer Verheißungen. Unter anderem erging dieses Wort des Natan: „Dein Haus und dein Königtum werden vor dir auf ewig bestehen blei-ben; dein Thron wird auf ewig Bestand haben“ (2. Sam 7,16). Das Davidische Königreich aber zerfiel bald. So muss Natans Prophetie als ein Wort der Hoffnung ein anderes Reich meinen, das weit über das »Heute« hinausweist. 

Das Königtum Jesu (L) 

Die Evangelisten stellen Jesus als Sohn Davids dar. Ihm er-füllen sich alle messianischen Verheißungen, die David er-hielt. Als Jesus vor Pilatus stand, fragte ihn der Römer: „Bist du der König der Juden?“ (Joh 18,33). Jesus antwortete bejahend: „Du sagst es, ich bin ein König“ (Joh 18,37). In dieser für ihn entscheidenden Stunde bekennt sich Jesus zu sei-nem Königtum. Er fügt hinzu: „Mein Königtum ist nicht von dieser Welt“ (Joh 18,36). Sein Königreich ist ganz anders als das des römischen Kaisers. Das Königreich Jesu gründet in Wahrheit: „Ich bin dazu geboren und dazu in die Welt gekommen, dass ich für die Wahrheit Zeugnis ablege“ (Joh 18,37). Die von Jesus bezeugte Wahrheit ist das Wesen seines Königtums. Es ist jene Wahrheit, die für das Leben des Menschen entscheidend ist. Diese Wahrheit, für die Jesus Zeugnis ablegt, kann nur Gott sein. Gott allein ist die erste, die höchste und die letzte Wahrheit. 

SIEBTEST FENSTERPAAR

Engelsbotschaft an Josef (R) 

Der Evangelist Matthäus schließt den Stammbaum Jesu bei Josef ab. Damit sagt er, dass Josef der rechtliche Vater Jesu ist und rechtmäßig zum Geschlecht Davids gehört. Dadurch verbindet Josef Jesus mit der Davids-Verheißung. Nun merkt Josef, dass seine Verlobte schwanger ist. Wegen ver-meintlichen Ehebruchs plant Josef Maria zu entlassen. Er will Maria nicht öffentlich der Schande preisgeben. Josef „beschloss, sich in aller Stille von ihr zu trennen. Während er noch darüber nachdachte, siehe, da erschien ihm ein En-gel des Herrn im Traum und sagte: Josef, Sohn Davids, fürchte dich nicht, Maria als deine Frau zu dir zu nehmen; denn das Kind, das sie erwartet, ist vom Heiligen Geist. Sie wird einen Sohn gebären; ihm sollst du den Namen Jesus geben; denn er wird sein Volk von seinen Sünden erlösen. Als Josef erwachte, tat er, was der Engel des Herrn ihm be-fohlen hatte“ (Mt 1,19-24). Obwohl Josef schläft, ist er zu-gleich fähig, die Stimme des Engels zu hören, weil der Grund seiner Seele offen ist. Die Stimme Gottes erreicht sein Herz. 

Auferstehung (L) 

Das Geheimnis der Auferstehung Christi ist das zentrale Thema des christlichen Glaubens. Nicht das leere Grab gilt als Beweis dafür, sondern die zahlreichen Begegnungen mit dem auferstandenen Christus (1.Kor 15,3-8). Er erscheint einerseits als ein ganz normaler Mensch: er wandert mit, lässt seine Wunden durch Thomas berühren und lässt sich ein Stück Fisch zum Essen reichen, um seine wirkliche Leiblichkeit zu beweisen. Auf der anderen Seite ist er doch ganz anders: die Jünger erkennen ihn nicht gleich (Joh 21,4.7.12), er kommt durch verschlossene Türen; er er-scheint und entzieht sich den Seinen wieder – sein Körper ist nicht mehr an die Gesetze von Raum und Zeit gebunden. Für die Jünger ist sie so real wie das Kreuz. Totenerweckun-gen hat man gekannt, aber von einer Auferstehung hat man niemals gehört. Auferweckung eines Toten bedeutet, dass der Mensch in sein früheres Leben zurückgekehrt ist, um später endgültig zu sterben. Die Auferstehung Jesu ist etwas ganz anderes, was es bis dahin nie gegeben hat. Sie über-schreitet alle Erfahrungen und dennoch ist sie ganz real. Sie ist eine neue Dimension der Wirklichkeit.